Herbst

 

Big spender

 

Ich schau zum Himmel, Kopf im Nacken.

Bekommst Du gar nichts mehr gebacken?

Warum musst Du denn plötzlich geizen

mit den uns wohlbekannten Reizen?

 

Wir wissen es, Du bist kein Blender.

Du warst doch immer der Big spender

Komm rück es raus, fang an zu prahlen,

dass Du berühmt bist für Dein Strahlen.

 

Sag, was Du jetzt damit bezweckst,

dass Du Dein ganzes Gold versteckst?

Hast Du denn Angst und drücken Sorgen,

man wollte etwas von Dir borgen?

 

Oh keine Bange, mach Dich locker!

Sei doch kein Sonnenscheinverbocker!

Mach endlich Schluss mit dem Zinnober!

Zeig es jetzt her! Sei lieb, Oktober!

 

Zieh weg die nebelgrauen Decken!

Du musst doch nichts vor uns verstecken,

Sollst es für alle Zeit behalten,

und Dein Oktobergold verwalten.

 

 

Baum – Urlaub

Oh halte Baum die Blätter fest.

sage schnell es dem Geäst.

Schau, der Wind bläst schon zum Sturm.

Auf keinem Blatt hält sich ein Wurm.

 

Sieh, es wird den Blättern schlecht.

Der Nebel fällt, deckt das Gefecht.

Der Sommer seine Koffer packt,

sind deine Äste erst mal nackt.

 

Die Blätter sind dem Herbst nicht grün.

Er färbt sie dir ganz ohne Müh'n.

Es fallen mehr nun Stund' um Stund'.

Bald wird es ihnen doch zu bunt.

 

Das Laub man deinen Füßen borgt,

dann bist mit Wärme du versorgt.

Es wird im Winter, oh wie fein,

dir bis zum Frühling Urlaub sein.

 

 

Das Würmlein

 

Ein Würmlein sitzt auf einem Blatt

von einem Baum, der sonst keins hat.

Ach ja, es ist schon sehr fatal:

Es fraß den großen Baum ganz kahl.

 

Nur dieses Blatt wo's Würmlein saß

fiel nicht zum Opfer seinem Fraß,

obwohl es großen Hunger hat.

Es gibt ihm Halt nur dieses Blatt.

 

Nun fragt man sich: Ist es noch klug?

Wann endlich hat es nur genug?

Wird denn das Würmlein nie mehr satt?

Was, wenn es einen Bandwurm hat?

 

 

Striptease

 

Ob jeder sich am Anblick weidet,

wenn wieder jener sich entkleidet,

wenn peu a peu wird abgelegt,

sein buntes Kleid und weggefegt,

als zähle nichts mehr, was ihn prägt?

 

Und er wiegt sich mit Geschick

am liebsten nun zur Blasmusik,

die erst ganz leise, und oh Mann,

zum Rauschen, Säuseln wird und dann

sich zum Stakkato wandeln kann.

 

Ja und sein Publikum bald wettert,

warum er sich so ganz entblättert,

weil es so gar nicht darauf steht,

dass es nun immer schneller geht,

weshalb ihm oft der Hut hochgeht.

 

Bei seinem Anblick, dann fast nackt,

gar viele das Entsetzen packt,

denn selten wird man davon träumen,

die ganze Kleidung wegzuräumen,

von diesem und von andren Bäumen!

 

 

Der goldene Oktober

 

Oh der Oktober ist verzückt

er will so gern mit gold'nen Strahlen

weil ihn die Sonne so beglückt

ihr schönes Lächeln nun bezahlen

 

und er verfärbt sich jetzt vor Glück

von purpurrot bis zu zinnober

Kommt denn der Sommer bald zurück?

Erwartungsvoll strahlt der Oktober

 

Noch hält die Sonne sich bedeckt

sanft eingehüllt in Nebelschleier

Der Morgendunst hat sie versteckt

und Blätter tanzen wie zur Feier

 

Den Takt dazu bestimmt der Wind

Dann steigert er zum Sturm sein Flüstern

und gibt sich launig wie ein Kind

Auf Gras die Tropfen bilden Lüstern,

 

denn endlich weichen Hindernisse

Die Sonne bricht sich ihre Bahn

gibt dem Oktober das Gewisse

und golddurchwirkt strahlt er uns an.

 

 

Herbstrauschen

 

Der Herbstwind schickt ein leises Rauschen,

Getreidefelder liegen brach.

Die Blätter fallen und wir lauschen

nun immer noch dem Sommer nach.

 

Ein Rascheln unterm Fuß zu spüren

dort auf dem Weg zum Pilze suchen,

und Kinder sieht man Drachen führen.

Ein grünes Ahnen unter Buchen.

 

Und feuchte Nebel fallen nieder.

Der Frühling lässt nun auf sich warten.

Die Kälte zieht mir in die Glieder.

Hab' Sehnsucht nach dem bunten Garten.

 

Will am Kamin mit Kerzenschimmer,

nur leisen Melodien lauschen,

und sitze gerne nun im Zimmer.

Ich will auf keinen Fall mehr tauschen.

 

Wenn jetzt der Sommer auch entflieht,

er wird ja nicht für immer geh'n,

sing ich zum Abschied ihm ein Lied.

und winke ihm,- Auf wiederseh'n!

 

 

Das letzte Blatt am Baum

 

Das letzte Blatt will sich nicht lösen,

hat jede Mahnung überhört.

Es stellt sich so, als tät’ es dösen.

Das hat den Baum schon oft gestört.

 

Nun wird er langsam ungeduldig,

dass es zum Geh’n noch nicht bereit.

Er brummt den Zweig an: „Du bist schuldig!“

Der meint, es brauche halt noch Zeit.

 

Einst glänzte es in grünen Farben.

Nun zog der Saft aus seinen Adern.

Soll 's für den Rest der Zeit nun darben?

Will schon mit seinem Schicksal hadern.

 

Das Blatt hält sich am Zweiglein fest

und baut nur noch auf Kohäsion.

Es hofft, dass man es jetzt noch lässt,

doch plagen es die Zweifel schon.

 

Die Anhangskraft ging schon verloren.

Es ruft: „Es ist noch nicht soweit!“

Doch bleibt es auch nicht ungeschoren

und seinen Brüdern tut ’s nicht leid!

 

Hat sich um sie auch nicht bemüht,

sah sie doch nacheinander gehen.

Jetzt, da sein Leben auch verblüht,

hat ’s mit Bedauern das gesehen.

 

Ist es für alles jetzt zu spät?

Der Zweig lässt los, ermahnt vom Baum,

ruft noch, dass es nicht anders geht.

Erwacht es endlich: „Aus der Traum!“

 

Im Traum, so schön von alten Zeiten,

kehrt in den Frühling es zurück,

sieht über sich die Wölkchen gleiten.

Ist nun vorbei das ganze Glück?

 

Es öffnet müde seine Augen

und denkt: „Ich muss vernünftig sein,

was soll ’s Verweilen denn noch taugen?"

Den Lauf der Zeit sieht ’s endlich ein.

 

Es meint, als es am Boden liegt:

„So wie es ist, so muss es sein.“

Ein Hund, der um die Ecke biegt,

hebt zur Bestätigung sein Bein.